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Saarbrücker Zeitung, 23.11.2009

„Ich hätt so gern 'nen neuen Alten“

Premiere beim Dudweiler Statt-Theater: Ein Abend mit Witwen, meist heiter und lustig
„Witwendramen“ heißt das neue Programm des Dudweiler Statt-Theaters. Die Premiere im Bürgerhaus zeigte: Das Theater braucht dringend wieder ein eigenes Domizil.

Von SZ-Mitarbeiterin Kerstin Krämer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Dudweiler. „Ich brauch kein' Mann, ich brauch 'ne Gehhilfe!“ grantelt die eine. Während andere im Chor sehnsüchteln: „Ich hätt so gern 'nen neuen Alten!“ Witwen beim Arzt, Notar, im Imbiss, Fitness-Center oder allein zuhaus. Es geht ums Überleben. Getrauert wird unterschiedlich. Altersunabhängig. Die eine ist froh, dass sie endlich weiß, wo ihr Kerl steckt, unter der Erde nämlich; die andere tritt den „Aktiven Witwen e.V.“ bei oder verzehrt sich nach dem jungen Nachbarn, obwohl der, pfui bah, im Stehen pinkelt. Dann gibt s da noch die schwarzlederne Bikerbraut, die sich Mut ansäuft, um ihrem verblichenen Alten am Grab mal endlich so richtig die Meinung zu geigen. Was wäre Trauerarbeit ohne alkoholische Trösterchen und die beste Freundin?

„Witwendramen“ heißt die 34. Produktion des Dudweiler Statt-Theaters, die am Samstag im Bürgerhaus Dudweiler Premiere hatte. Vorlage ist eine zwischen Komödie und Tragödie schillernde Materialsammlung für fünf Darstellerinnen des Nürnberger Schriftstellers Fitzgerald Kusz („Schweig Bub“) mit Sketchen, Monologen, szenischen Miniaturen, Nachworten von Promi-Witwen oder Todesanzeigen – abrechnend, anrührend, komisch, traurig, zornig.

Aus dieser wenig pietätischen Fülle hat sich das Dudweiler Statt-Theater zu vieles, gemessen am oft schleppenden Tempo des langen Abends, heraus gepickt, diverse Songs integriert und eine reichlich Kostüm- und Perücken-freudige Revue daraus gestrickt. Unter der Regie von Sonja Schuler – deren Inszenierung man deutlich anmerkt, dass die Statt-Theatraliker in den letzten Jahren eifrig Loriot
aufgeführt haben – sind hier etwa etliche frech-frivole Lieder der „Missfits“ zu hören.

Prinzipiell eine schöne Idee, wenn nicht die bescheidene Akustik des wenig heimeligen Bürgerhauses und die Bühnen-Technik so manches Schnippchen geschlagen hätten: Einiges war nicht zu verstehen; auch sahen sich die gegen alle Widrigkeiten beherzt aufspielenden Bea Börnert, Petra Crauser, Marie Harz, Ilse Spies und Sonja Schuler nicht immer ins rechte Licht gerückt, fiel mancher Vorhang zu früh oder spät. Unbedingt braucht das Dudweiler Statt-Theater, das dieses Jahr seinen 20. Geburtstag feiert, wieder ein eigenes Zuhause. Und ein strafferes, führungsfreudigeres Regie-Händchen.


Viel Licht und manchmal Schatten: Die Akteurinnen des Dudweiler Statt-Theaters standen im Bürgerhaus öfter mal im Dunkeln, weil die Technik ihre Tücken zeigte.

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